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9. Die Bedeutung der eucharistischen Ökumene für die katholische Weltkirche und für die protestantischen Kirchen

 

Durch den Begriff „eucharistische Ökumene“ wird die Bedeutung der Eucharestie bzw. des Abendmahls im ökumenischen Prozess des Miteinanders hervorgehoben. Gleichzeitig bildet die „eucharistische Ökumene“ den Kern und das Zentrum alles ökumenischen Handelns. In der Konsekration des Brotes und des Weins zum Leib und Blut Christi vollzieht sich das größte Geheimnis des christlichen Glaubens, das an die Gemeinschaft der Jünger Jesu kurz vor seinem Tod ebenso erinnert wie an seinen Erlösung bringenden Tod am Kreuz für alle, die an ihn glauben.

Lange Zeit erschien die Teilnahme von in der apostolischen Sukzession ordinierten, zölibatär lebenden evangelischen Theologinnen als undenkbar bei einer katholischen Eucharestiefeier. Zu kompliziert und zu hoch gesteckt schienen die Voraussetzungen hierfür. Zudem wurde der katholischen Kirche eine inhärente Frauenfeindlichkeit unterstellt, die es verhindern würde, Frauen als gleichberechtigte Glaubensgenossinnen anzusehen. Es ist wichtig, an dieser Stelle anzumerken, dass die kritischen Anfragen und Anfeindungen zumeist aus dem Lager der katholischen Laien kamen, die es sich sehr gerne einfach gemacht hätten und die sich dafür zu kurzschlüssig auf das protestantische Amtsverständnis zu berufen schienen. Dabei sind die Anforderungen, die an Frauen gestellt werden, die Theologie studieren, um eines Tages Pfarrerin werden zu wollen, die gleichen, die an Männer gestellt werden. Ein Studium der evangelischen Theologie dauert im Durchschnitt sechseinhalb Jahre und liegt damit meist um zwei Jahre höher als ein Studium der katholischen Theologie. Nach einem Studium der evangelischen Theologie gehört in einem weiteren Ausbildungsabschnitt ein zweieinhalb-jähriges Vikariat als verpflichtend hinzu, bevor man für drei bis fünf Jahre als Pfarrerin z.A. („zur Anstellung“) arbeitet. Zumeist wird man in dieser Zeit auf Lebenszeit ordiniert. Doch erst mit dem Abschluss der z.A.-Zeit kann man als Pfarrerin im Vollsinn von der evangelischen Kirche übernommen werden. Dies bedeutet eine Ausbildungszeit von rund zwölf bis vierzehn Jahren bis zur vollständigen Selbständigkeit! Diese Ausbildungszeit ist allerdings für Frauen und für Männer gleich lang. Es ist somit von protestantischer Seite aus sehr unverständlich, wenn katholische Frauen mit ehrenamtlichen Laienbeauftragungen, die vielleicht noch nicht einmal ein Theologiestudium absolviert haben, gleich gestellt werden wollen mit katholischen Priestern. Würde man Priesterinnen für die katholische Kirche fordern, so müssten katholische Frauen auch bereit sein, sich den gleichen Ausbildungsprinzipien zu unterwerfen wie katholische Priester.

In der katholischen Lehrmeinung scheint es zu Beginn des 21. Jahrhunderts keine grundlegenden Widersprüche und Widerstände mehr zu geben, dass Frauen das Priesteramt ausführen könnten, sofern sie über die gleichen Qualifikationen verfügen würden wie männliche Priester. Gleichzeitig scheint es in der katholischen Weltkirche bei den entsprechenden Gremien und Verantwortlichen keinen Konsens dafür zu geben, das Zölibat abzuschaffen. Dies muss man in aller Nüchternheit so hinnehmen, denn es nützt nichts, ständig die Abschaffung des Zölibats zu fordern und damit die Anklage zu verknüpfen, die katholische Kirche wolle Priesterinnen verhindern. In diesem Zusammenhang gilt es auch, sehr klar anzuerkennen, dass mit einem zölibatären Leben die Ehelosigkeit gemeint ist und nicht die sexuelle Enthaltsamkeit. Kaum jemand nimmt zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch an, dass die Priester und katholischen Würdenträger kein sexuelles Leben haben würden. Der von der katholischen Kirchenleitung geforderte Zölibat soll die geistige Verfügbarkeit eines Priesters für seine geistliche Beauftragung sichern und ihm den Kopf freihalten von familiären Verpflichtungen, die seinem Gemeindedienst im Wege stehen könnten. Es mag dem säkularen Zeitgeist zuwider laufen, aber wer sich auf eine Berufung als Priester einlässt, weiß, dass dies mit der Ehelosigkeit verbunden sein muss. Zudem erscheint es in Zeiten der zunehmenden Patchwork-Familien und der sich ständig neu gruppierenden Familienzusammensetzungen eher als anachronistisch denn als modern, die lebenslange, romantisch fundierte Ehe zu zweit als das Idealbild darzustellen. Wie viele Nichtpriester leben in eheähnlichen Verhältnissen ohne Trauschein, ob mit oder ohne Kinder. Insofern ist die Polemik gegen das Zölibat nicht immer als sachlich fundiert erkennbar.

Der Vollzug der eucharestischen Ökumene durch Papst Benedikt XVI. mit der in der apostolischen Sukzession ordinierten, zölibatär lebenden evangelischen Theologin Elke Göß in der Osternacht 2009 ist ein historisches Faktum und wurde von Papst Benedikt XVI. als historische Chance in seinem Pontifikat bewusst wahrgenommen. Dieser Vollzug wiederholte sich noch etliche Male während des Pontifikates von Papst Benedikt XVI. Die in der apostolischen Sukzession ordinierte, zölibatär lebende, evangelische Theologin Elke Göß vertrat dabei alle Frauen, die die gleichen Voraussetzungen besitzen wie sie. Frauen, ob evangelisch oder katholisch, die die gleichen Voraussetzungen besitzen wie Pfarrern Elke Göß, können nach einer theologischen Überprüfung und nach einer Überprüfung ihrer religiösen Glaubenspraxis ebenfalls annehmen, dass sie auf Anfrage eines katholischen Geistlichen eingeladen werden können, an der Einsetzung einer eucharistischen Feier teilnehmen zu können. Einer selbständig ausgeführten Eucharestiefeier durch eine in der apostolischen Sukzession ordinierte, zölibatär lebende, evangelische oder katholische Theologin steht das sowohl in der protestantischen Kirche als auch in der katholischen Kirche übliche parochiale Zuständigkeitsprinzip im Wege. Würde sich allerdings die katholische Kirchenleitung dazu entschließen, Priesterinnen dauerhaft mit einem Dienst in einer katholischen Gemeinde zu beauftragen, so gäbe es sonst keine Hindernisse.

Für die katholische Weltkirche war dieser Schritt einer eucharistischen Ökumene einerseits ein Meilenstein in ihrer Geschichte. Andererseits hat die große Masse bisher gar keine Notiz von diesem Schritt genommen. Er zeigt allerdings, dass die volle ökumenische Gemeinschaft nach katholischem Verständnis mit Evangelischen, die bestimmte Kriterien erfüllen oder zu erfüllen bereit sind, durchaus möglich ist, ohne dass die katholische Kirchenlehre sich sehr verändern müsste. Für die Evangelischen bedeutet dieser Vollzug der eucharistischen Ökumene, dass sie darüber nachdenken müssen, wie sie den sehr hohen Erwartungen der katholischen Kirchenhierarchie entgegen kommen können. Dass eine eucharistische Ökumene unzweifelhaft realistisch ist, zeigt der Schritt, den Papst Benedikt XVI. und die in der apostolischen Sukzession ordinierte, zölibatär lebende, evangelische Theologin Elke Göß in der Osternacht 2009 gemeinsam gegangen sind.

 

Elke Göß

 

erschienen bei Lib & In am 24. Februar 2013

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Update: 2. Oktober 2023

Installation: 10. Mai 2018

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