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Erzbischof Georg Gänswein feiert seinen 67. Geburtstag. Er ist ein Gegner der „Eucharistischen Ökumene“

 

Heute, am 30. Juli 2023, feiert Erzbischof Dr. Georg Gänswein seinen 67. Geburtstag in relativer Freiheit, mit viel Erkenntnisgewinn, in Ruhe und Geborgenheit in seinem Heimatbistum, ohne jeglichen Verantwortungsstress und mit einem neuen Slogan: "Die Nervensäge ist zurück".

Herzlichen Glückwunsch, Exzellenz! Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Sicher erinnern Sie sich noch daran, als ich Sie das erste Mal gesehen habe. Das war genau vor 40 Jahren auf meiner Abiturfahrt. Ich radelte mit einem Freund von Ansbach durch den Schwarzwald nach Straßburg und zurück. Mein Begleiter war fit und auf seinem Fahrrad längst den Berg hinauf. Ich schob mein Fahrrad bedächtig und genussvoll. Da hörte ich von hinten eine schimpfende Stimme herannahen. Ich meinte, so etwas wie „Da blockiert schon wieder jemand die ganze Straße“ zu vernehmen. Wegen des unfreundlichen Tons drehte ich mich nach links und sah im Profil einen jungen Mann, wenig älter wie ich, wie er sportlich bergaufwärts fuhr. Sah gut aus, der junge Mann (besser als mein Begleiter). Außerdem hoffte ich, durch ein kleines Gespräch Zeit zu gewinnen und eine Pause vom Bergauffahren zu ergattern. Ich sagte: „Was meinten Sie?“ und hoffte, er steige ab. „Hallo?“ rief ich ihm hinterher. Da hörte ich, wie er sagte, er habe im nächsten Jahr Primiz, die er nie aufgäbe. Ich dachte nur, ich will auch Theologie studieren. Das passt für ein Gespräch. Da war er weg. Ich dachte, den sähe ich nie wieder. Das war im Juni 1983.

Im Herbst 1991 begann ich als Vikarin am Wilhelmsgymnasium in München, das direkt unter dem Maximilianeum an der Isar liegt, zu unterrichten. Mein römisch-katholischer Kollege für die zehnte Klasse im Religionsunterricht war der Priester Georg Gänswein, der nebenbei seine Promotion schrieb. Ich hatte den Eindruck, er verstecke sich immer vor mir, um nicht mit mir zu sprechen. Einmal hatte ich wirklich den Eindruck, er sei davongerannt. Um die ökumenischen Bindungen zu vertiefen, schickte ich Spione in seinen Religionsunterricht. Ich forderte einige meiner Schüler auf, in der nächsten Stunde in den Unterricht des Kollegen zu gehen, sich einfach in das Klassenzimmer zu setzen und zuzuhören, um mir dann zu berichten, wie der Unterricht sei. Die jungen Männer kamen nach wenigen Minuten zurück und sagten, er hätte gemerkt, dass sie in den letzten Stunden nicht in seinem Unterricht gesessen haben. „Wirklich?“ sagte ich. Spionage beendet. Man muss nicht hinzufügen, dass das Interesse des „Kollegen“ an der Ökumene äußerst begrenzt war – und bis heute ist.

Dann sah ich ihn noch einmal in Bogenhausen auf dem Fahrrad. Erfreut winkte ich ihm. Dies hätte fast dazu geführt, dass er mit seinem Fahrrad in die Straßenbahnschienen geraten wäre. Er wetterte und schimpfte wüst, ich hätte ihn fast zu Fall gebracht. Ich rief ihm nach, er müsse schon selbst aufpassen. Ich  könne diese Aufgabe nicht für ihn übernehmen. Straßenbahnschienen seien gefährlich. Ein Künstler auf dem Fahrrad ist er nicht, dachte ich mir.  

Es war die gleiche Zeit, in der ein unbekannter römisch-katholischer Geistlicher in Zivil in einem meiner Gottesdienste an der Münchner Lukaskirche auftauchte und in einem wunderschönen, glockenhellen Sopran mitsang. Ich habe kurz nach dem Gottesdienst einige Worte mit ihm gewechselt und erst nach seinem Weggang kam mir der Verdacht, dass es sich bei dem bescheidenen, in schwarz gekleideten Mann um den Präfekten der Glaubenskongregation Joseph Kardinal Ratzinger gehandelt haben könnte. Seinem Nachfolger, dem Münchner Erzbischof Friedrich Kardinal Wetter, hatte ich mich in einem Brief als „neue Kollegin“ vorgestellt und tatsächlich eine schriftliche Antwort bekommen. Den Gottesdienstbesuch hatte vermutlich Friedrich Kardinal Wetter eingefädelt und nicht der Priester Georg Gänswein, der wenige Jahre später in die Glaubenskongregation berufen wurde.  

Als ich ab Ostern 2006 dann regelmäßig nach Rom fuhr, konnte mir Monsignore Georg Gänswein nicht entgehen. Er war immer an der Seite von Papst Benedikt XVI. Er stand mir von da ab zuverlässig immer im Weg, wenn ich etwas von Papst Benedikt XVI. wollte.

Nie werde ich das Gesicht von Monsignore Georg Gänswein vergessen, als er mit Papst Benedikt XVI. nach der ersten inoffiziellen Feier der „Eucharistischen Ökumene“ am 14. Juni 2008 in Santa Maria di Leuca im Papamobil an mir vorüberfuhr. Es war ein hartes Gesicht, das die Verachtung nicht verbarg. Für mich folgte eine sehr schwere Zeit. Ein Highlight war, dass ich am 20. November 2010 bei einer Messe im Petersdom zur Cardinale in pectore kreiert wurde. Es war die gleiche Messe, in der Reinhard Marx und Walter Brandmüller Kardinäle wurden. Zwei Jahre und sechs Wochen später weihte Papst Benedikt XVI. am 6. Januar 2013 als eine seiner letzten Amtshandlungen Monsignore Georg Gänswein zum Erzbischof. Er lag schluchzend langgestreckt auf dem Boden der Basilika San Pietro. Wäre Papst Benedikt XVI., wie von ihm geplant, wie man heute weiss, am Heiligen Abend 2012 zurückgetreten, wäre Monsignore Georg Gänswein vermutlich nie Erzbischof geworden.

Nun ist er also zurück, dort wo er geboren wurde und aufgewachsen ist. Manchen ist dies gar nicht recht. Viel liegt dazwischen, was man von einem Geistlichen nicht erwartet. Vermutlich könnte man seinen Zustand als „einstweiligen Ruhestand“ bezeichnen. Mit 67 Jahren wäre er alt genug für einen Ruhestand. Seine Gesundheit ist immer wieder einmal nicht gut. Viel hat er erlebt, sehr viel. Mehr, wie man sich vorstellen kann. Man muss sagen, er hat auch viel falsch gemacht hat. Sich mit einem Papst anzulegen, ist nie ratsam. Man muss bei den kleinsten Schwierigkeiten mit dem Papst zurückstecken, nur dann wird man in der römisch-katholischen Kirche gut zurechtkommen. Diesen Fehler hat Erzbischof Georg Gänswein begangen. Das trennt ihn von mir. Außerdem ist es ihm nie gelungen, Argwohn und Skepsis gegen mich bei den beiden Päpsten, denen er doch so nahestand, zu sähen. Er hat sein Bestes diesbezüglich versucht und ist gescheitert. Nun kann er die frische Schwarzwaldluft und die leckeren Speisen genießen.

Das meiste in seinem Leben wird Erzbischof Georg Gänswein hinter sich haben. Bei mir ist dies noch nicht so klar. Mir könnte das Größte noch bevorstehen. Mir ist es nicht schlecht damit ergangen, den Berg hochzuschieben. Oft habe ich bewundernd und vielleicht sogar leicht neidisch auf denjenigen geblickt, der so kraftvoll, zielstrebig und gut aussehend den Berg hochfuhr. Heute, 40 Jahre später, steht mir der Gipfel vielleicht noch bevor. Ich bin immer noch im Training, während er nun vermutlich bereits im einstweiligen Ruhestand ruht.

Alles Liebe und Gute zum 67. Geburtstag, Exzellenz, Herr Erzbischof Georg Gänswein. Ich wünsche Ihnen von Herzen Gesundheit, viel Genuss und Freude in Ihrem Heimatbistum, gute Gespräche, ein sinnvolles Leben und Aufgaben, die Sie erfüllen. Gottes reicher Sehen sei mit Ihnen.

 

Elke Göß

 

Rom, 12. August 2023

erstmals erschienen bei Twitter, seit 4. August 2023 X, am 30. Juli 2023  

 

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Update: 2. Oktober 2023

Installation: 10. Mai 2018

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